Antidepressiva

Die pharmakologische Substanzgruppe der als „Antidepressiva“ bezeichneten Substanzen ist eine sowohl strukturchemisch als auch hinsichtlich der pharmakologischen erwünschten und unerwünschten Wirkungen äußerst heterogene Substanzgruppe. Das gemeinsame Merkmal dieser Substanzen ist die Anwendung zu Behandlung depressiver Störungen, daneben exisiteren jedoch substanzabhängig eine Reihe anderer zugelassener Indikationen.

Als erstes Antidepressivum wurde seit dem Jahr 1958 die Substanz Imipramin eingesetzt. Imipramin weist eine trizyklische Struktur auf – also drei Ringe in der chemischen Strukturformel. Im weiteren führte diese Eigenschaft zur Namensgebung einer Reihe weiterer antidepressiver Substanzen mit einer trizyklischen Struktur: den sogenannten „Trizyklika„. Einige weitere Antidepressiva mit einer Struktur aus vier Ringen wurden folglich als „Tetrazyklika“ bezeichnet. Die Bezeichnung der Psychopharmaka abgeleitet von deren chemischen Struktur wurde mittlerweile weitgehend verlassen, die Substanzen werden nun entsprechend ihres Wirkmechanismus benannt – eine einfachere und besser anzuwendende Nomenklatur, wenngleich die ältere Einteilung unter Berücksichtigung der chemischen Struktur zusätzliche Hinweise geben konnte auf spezielle unerwünschte Wirkungen.
So werden nach neuerer Nomenklatur die vormaligen trizyklischen Antidepressiva in die Gruppe der „Monoamin-Wiederaufnahmehemmer“ eingeordnet.

Die antidepressiv wirksamen Substanzen lassen sich nach der neuen NbN-Nomenklatur in folgende Gruppen und entsprechende Substanzen unterteilen:

Serotonin-WiederaufnahmehemmerEs-/Citalopram
Sertralin
Fluoxetin
Paroxetin
Fluvoxamin
Noradrenalin-Serotonin-WiederaufnahmehemmerVenlafaxin
Duloxetin
Milnacipran
Clomipramin
Imipramin
Noradrenalin-WiederaufnahmehemmerReboxetin
Nortriptylin
Maprotilin
Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer, Bupropion
Alpha-2-, 5-HT2-, 5HT-3-RezeptorantagonistMirtazapin
Alpha-2-Rezeptorantagonist und Noradrenalin-WiederaufnahmehemmerMianserin
Melatoninrezeptoragonist (M1,M2) und 5-HT2C/2B-RezeptorantagonistAgomelatin
5-HT2-Rezeptorantagonist und 5-HT1A-AgonistTrazodon
Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, 5-HT-2-Rezeptorantagonist Amitriptylin
Doxepin
5HT-2- und D2-Rezeptorantagonist Trimipramin
Reversibler MAO-A-InhibitorMoclobemid
Irreversibler MAO-A- und -B-InhibitorTranylcipromin
(Wirkung am Glutamatsystem)Tianeptin

Problematisch an dieser Nomenklatur ist, dass aus der Einteilung nicht zwingend für jede Substanz die vorherrschende Wirkung abzuleiten ist. Trimipramin z.B. besitzt ausgeprägte hemmende Eigenschaften am Histamin- und muskarinergen Acetylcholinrezeptor, die antidepressive Wirkung hingegen ist eher gering. Die einzelnden Faktenblättern weisen daher für die jeweiligen Substanzen vorwiegend auf die klinischen Wirkmechanismen hin.