Was sind Psychopharmaka?

Keine Substanzgruppe der Pharmakologie erfährt in der Öffentlichkeit eine ähnliche Stigmatisierung bzw. ist ähnlichen Mythen unterworfen wie die Psychopharmaka. Dabei ist die Abgrenzung zwischen Psychopharmaka und anderen pharmakologischen Substanzen relativ unscharf. Verschiedene Substanzen, die ursprünglich für völlig andere Indikationen als psychische Erkrankungen zugelassen wurden werden mittlerweile für die Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt – und umgekehrt.

Was macht also ein Psychopharmakon aus?
Letztendlich ist für alle Substanzen der Wirkmechanismus an der Zielstruktur (Rezeptor, Enzym, etc.) entscheidend – und natürlich dessen Blut-Hirn-Gängigkeit.

Neuroscience-based-Nomenclature (NbN)
Psychopharmaka werden mittlerweile zunehmend nach einer standardisierten Nomenklatur folgend unterteilt, der so genannten Neuroscience-based Nomenclature (NbN). Diese Nomenklatur unterteilt die Psychopharmaka in verschiedene Achsen:

Achse 1Wirkmechanismus, Zielstruktur
Achse 2Zugelassene Indikation
Achse 3Wirkungen und Nebenwirkungen
Achse 4Neurobiologische Effekt (Rezeptoren etc.)

Die Beiträge in diesem Online-Kompendium versuchen die Inhalte entsprechend dieser neuen Nomenklatur abzubilden. Unabhängig dieser sicherlich nötigen und gut strukturierbaren neuen Einteilung erschien es uns dennoch sinnvoll, die psychopharmakologischen Substanzen entsprechend der angenommenen Hauptindikation zusammenzufassen, da bei vielen Psychopharmaka die Wirkmechanismen in der Achse 1 so vielfältig sind (sog. „Dirty Drugs), dass eine klare Zuordnung nach Wirkmechanismus im Einzelfall Schwierigkeiten bereitet.

Um einen guten Lerneffekt zu erzielen empfehlen wie Ihnen zunächst die Durchsicht der „Legende“ für das Kapitel „Psychopharmakologie“ und dann, sich die Webinare aus der Reihe „Rezeptorworkshop“ anzusehen, bevor Sie mit der Lektüre der Einzelsubstanzen starten. Die Lerninhalte werden laufend erweitert und aktualisiert.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)

Viele der unerwünschten Arzneimittelwirkungen lassen sich aus den neurobiologischen Effekten (Achse 4 NbN) ableiten, sie werden an entsprechender Stelle (z.B. Rezeptorworkshops) erwähnt. Substanzspezifische unerwünschte Effekt werden für die jeweilige Substanz, soweit relevant, erwähnt.